Im Moment (in dieser Zeit) kriselt es in meinem Umfeld und bei Klienten und Trainingsteilnehmern viel in Beziehungen.
Häufig sind es Kränkungen und Verletzungen, die oberflächlich gesehen die Partnerin/der Partner uns antut.
In Wirklichkeit verletzt die-/derjenige uns nicht, sondern aktiviert schon vorhandene “alte” Verletzungen oder alten Mangel in uns. Wie eine Art Re-Traumatisierung. Das ist natürlich keine einfache Ansicht, da es der leichtere und offensichtlichere Weg zu sein scheint, mit dem Finger auf den anderen zu zeigen. Wenn der mich verletzt hat, muss ich nicht bei mir selbst hinschauen und habe einen Schuldigen. Dann muss ich mich “nur” schützen oder dem anderen zeigen, wie falsch sie/er sich verhalten hat. Der muss es dann nur noch einsehen, am besten um Entschuldigung bitten und die Welt sieht gleich wieder besser aus :-). Eine beliebte Aussage: ” Erst wenn Du Dich entschuldigst, kann ich Dir verzeihen!”
Dennoch ist dieser scheinbar einfache Weg nicht unbedingt der bessere und schon gar nicht nachhaltiger — es reicht vielleicht bis zur nächsten Kränkung. Dennoch wird innerlich der “Sack” gefüllt — und der ist irgendwann voll und die Krise ist voll da. Langsam aber sicher!
Der aus meiner Erfahrung heilsamere Weg ist der der Selbstverantwortung (für die eigenen Verletzungen) und Autonomie (nicht auf den anderen und dessen Einsicht/Entschuldigung angewiesen sein.
Denn: wie geht es mir, wenn der andere sich nicht entschuldigt und uneinsichtig scheint? Also bleibt meine Stimmung mit dem Partner von ihm abhängig. Wir alle kennen das und haben schon darunter gelitten. Viele Male!
Also nochmal: die offensichtliche Verletzung/Kränkung durch den anderen ist in Wirklichkeit fast immer! eine Reaktivierung einer oft schon vor langer Zeit entstandenen eigenen Verletzung. Durch einen sogenannten “Trigger” vom anderen. Um einen heilvollen und autonomen Umgang mit dieser Kränkung/Verletzung zu finden empfehle ich folgenden im Grunde sehr einfachen Weg:
Fühlen und Atmen.
Man könnte jetzt sagen: “Das tue ich doch automatisch immer”.
Es geht um das bewusste Zulassen der unangenehmen Gefühle in einer Kränkung/Verletzung in Verbindung mit dem Wahrnehmen des eigenen Atmens. Wenn ich also merke, dass ich in einem unangenehmen inneren Zustand bin (ausgelöst durch jemand anderen):
- Vorzugsweise die Augen schließen (falls möglich, geht aber auch so).
- Die Gefühle im Körper orten. Zum Beispiel Wut im Bauch oder Trauer im Herzen oder Anspannung in den Beinen oder im Kiefer…
- Diese Gefühle bewusst mit voller Aufmerksamkeit wahrnehmen und zulassen UND ihnen “Raum” geben. So viel wie sie (die Gefühle/Symptome) möchten.
- Druck lässt fast sofort nach, wenn man ihm Raum gibt. Einfacher physikalischer Vorgang…
- Trauer löst sich, wenn man sie zulässt/fließen lässt.
- Wut löst sich, wenn sie innerlich sein darf und auch Raum bekommt (virtuellen inneren Raum, wenn sie die Erlaubnis bekommt, sich ausbreiten zu dürfen).
- Schmerz wird auch leichter, wenn er angenommen wird und Raum bekommt. - Ein großer Katalysator für das Lösen ist das gleichzeitige Wahrnehmen des Atems. Weil: die Verletzungen sind meist sehr alt, der Atem ist immer im Hier-und-Jetzt. Das hilft aus alten “Filmen” schnell herauszukommen.
Also: den Atem wahrnehmen und gleichzeitig das Fühlen zulassen und innerlich Raum geben. Oftmals lösen sich so die unangenehmen Gefühle/Kränkungen/Verletzungen sehr schnell. Ohne, dass jemand anders oder der Auslöser daran beteilig ist. Mit etwas üben gelingt das leicht und es ist ein autonomer sehr heilsamer Prozess. Du es allein in der Hand, wieder in einen komfortableren Zustand zu kommen!!!
Viel Erfolg beim Üben 🙂
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